Der Lehrgang Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifizierung für Ausbilderinnen und Ausbilder und andere Fachkräfte in der Beruflichen Bildung (ReZA) ist erfolgreich gestartet.
Die ReZA-Fortbildung ist auf der Grundlage eines Blended-Learning-Konzepts konzipiert. Von den 40 Seminartagen mit insgesamt 320 h werden 20 Tage in Präsenzform und 20 Seminartage online durchgeführt.
Um an der Fortbildung teilzunehmen, sind die Inhalte der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) sowie Ausbildungserfahrungen maßgeblich. Die Weiterbildung dient der Professionalisierung von Ausbilderinnen und Ausbildern, speziell in Bezug auf heterogene Ausbildungsgruppen. Sie sichert darüber hinaus die Qualität der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen und trägt dem Inklusionsgedanken voll Rechnung. Insbesondere wendet sich die ReZA an Ausbilderinnen und Ausbilder in Betrieben, Einrichtungen und Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation und Einrichtungen, die in Kooperation mit Einrichtungen und Anbietern von Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation ausbilden.
Im Rahmen der nach AZAV zertifizierten Fortbildung, die im Übrigen auch auf der Grundlage eines Bildungsgutscheins durch die Agenturen für Arbeit besucht werden kann, erlernen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer in sechs Modulen
Die Inhalte der Fortbildung wurden 2009 im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von der Projektgruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e. V. (BAG BBW) unter Beteiligung eines Fachbeirats erarbeitet.
Die Module sind nach didaktischen Prinzipien der Erwachsenenbildung konzipiert und berücksichtigen die Lern- und Lehrerfahrungen erwachsener Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen in der beruflichen Weiterbildung. Die Inhalte werden durch Basis- und Zusatzmaterial unterteilt, die medial aufbereitet und durch weitere Texte, Videos sowie Links auf Websites ergänzt werden. Diese bilden die Grundlage zur Bearbeitung der Modulaufgaben. Dabei verfolgen die Modulaufgaben zwei Ziele: Einmal wird über deren Bearbeitung kontrolliert, ob sich die Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen mit den Inhalten auseinandersetzt. Weiterhin dienen die Aufgabenstellungen der Festigung und Vertiefung der erarbeiteten Inhalte, indem die Seminarteilnehmerinnen diese in praxisbezogene Kontexte anwenden müssen.
Bei der Entwicklung dieses Blended-Learning-ReZA-Lehrgangs wurden neuere kognitionstheoretische und konstruktivistische Konzepte zugrunde gelegt. Nach REICH (2006) vollzieht sich Lernen als individueller Prozess der Wissenskonstruktion, der nicht von der Lehrperson determiniert, sondern nur gelenkt werden kann. Diese Überlegungen haben Auswirkungen auf die Planung von Lernszenarien. Fünf Perspektiven sind nach REICH zu berücksichtigen:
Die Ansätze lassen sich besonders gut in handlungs- und lernerorientierten Lehr-Lernarrangements umsetzen. Im Blended-Learning-ReZA-Lehrgang werden durch lernförderliche Umgebungen solche Handlungen und Erfahrungen durch Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten abgebildet. Dabei eignen sich mediengestützte Lernszenarien besonders für die Unterstützung selbstgesteuerten Lernens. Wobei FRIEDRICH (2000) herausstellt, dass das selbstgesteuerte Lernen Anforderungen an die Lernenden stellt, die die gesamte Person betreffen. Von Lernenden wird Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen verlangt. Darüber hinaus spielt die Selbstwirksamkeitsüberzeugung, das Selbstvertrauen der Lernenden, dass sie die gestellten Aufgaben lösen können, eine wichtige Rolle. Ein gutes Zeitmanagement und Medienkompetenz sind hierbei unabdingbar.
Bei der Konzeption des Blended-Learning-ReZA-Lehrgangs wurde Wert darauf gelegt, den genannten Überlegungen Rechnung zu tragen und die Lernplattform MOODLE entsprechend zu nutzen. Ein hoher Praxisbezug des Materials gewährt die Realitätsnähe zum Anwendungskontext. Durch die Erarbeitung einer personenbezogenen Teilhabeplanung und die Durchführung und Präsentation eines Praxisprojekts sollen die eigenen Lernerfahrungen dazu beitragen, Lernsituationen in den Praxisfeldern zu planen und zu gestalten.
Die Konzeption ermöglicht es Seminarteilnehmern weitgehend selbstgesteuert und selbstbestimmt zu Lernen. Den Dozenten kommt neben der Konzeption der Lernarrangements sowie der Auswahl und Strukturierung des Materials die Aufgabe des Lernberaters und Coachs zu. Da sich die Seminarteilnehmer in der Regel allein mit dem Material beschäftigen und keine unmittelbare Rückmeldung wie in Präsenzseminaren erfolgt, stehen unterschiedliche Kommunikationswege, die MOODLE bietet, zur Verfügung.
Insgesamt gelten Blended-Learning-Arrangements als anspruchsvolles Lernen, weil neben dem fachlichen Inhalt Medienkompetenz und die Selbststeuerung des Lernprozesses eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus handelt es sich bei den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern um Ausbildungspersonal, welches die medialen Lernerfahrungen auch in den eigenen Ausbildungsalltag konzeptionell einbringen kann.